9. Dez, 2016

Antarctic Sound und Brown Bluff

Der Antarctic Sound liegt zwischen der äus-sersten Spitze der Antarktischen Halbinsel und den Inseln D’Urville, Joinville und Dundee. Der Sound wurde nicht nach seiner südlichen Lage, sondern vielmehr nach dem Schiff «Antarctic» benannt, welches bei der Schwedischen Süd-Polar Expedition von Otto Nordenskjöld 1903 hier sank. Riesige, ja gigantische Tafeleisberge vom Schelfeis des Weddell Meeres treiben mit der Strömung hier vorbei. Der Sound ist heute als «Allee der Eisberge» bei Expeditio-nen bekannt und beliebt. In einer erstaunlichen Vielzahl finden wir hier treibende Eisberge in al-len Grössen und Formen. Diese beeindruckende Szenerie aus Eis stellt an einen Capitän und seine Crew eine grosse Herausforderung dar. Wir sind echte Glückskinder. Denn wir haben bereits den zweiten, aussergewöhnlich schönen Tag in der Antarktis. Praktisch kein Wind und angenehme Temperaturen. 

Am Morgen besuchen wir Brown Bluff. Dies ist ein äusserst beeindruckender Küstenabschnitt des Antarktischen Sounds am Ende der Tabarin Halbinsel. Mächtige Felsbrocken liegen am Strand herum und dahinter erhebt sich ein mächtiger, brauner Berg. Es ist so warm, dass ich fürs Foto-shooting meinen Parka und das Oberteil, sowie einen Stiefel ausziehe, ohne dabei zu frieren.

Auf dieser Halbinsel begegnen wir drei Vertretern aus der Familie der Pinguine. Dem Eselspin-guin mit seinem roten Schnabel und dem schwarzweissen Kopf, dem Zügelpinguin mit seinem schwarzen Streifen am Kopf und dem Adeliepinguin mit seinem feinen, weissen Ring um seine Augen. In den Felsen hinter uns sehen wir u.a. Dominikanermöven, die einzigen Vertreter aus der Familie der Möven in der Antarktis, sowie Kapp-Sturmvögel, welche unterhalb der 745 Meter hohen Klippen ihre Jungen grossziehen.

Und weil es heute so warm ist, nehmen wir unser Mittagessen gleich draussen auf Deck 5 ein. Während wir gemütlich zu mittag essen, zieht die Sea Spirit weiter. Riesige Tafeleisberge ziehen an uns vorbei. So gross, dass fast Flugzeuge darauf landen könnten. Eine Szenerie, die schöner nicht sein könnte. Das musst Du einfach selber gesehen und erlebt haben. Denn mit Worten lässt sich das kaum noch beschreiben. Da fehlen mir einfach die Superlativen dafür.

8. Dez, 2016

Great Wall und Penguin Island

Der Wetterbericht hatte für heute ähnlich schönes Wetter vorhergesagt, wie wir es schon gestern auf Aitcho Islands hatten. Doch zu unserer Überraschung startet der heutige Tag stark bedeckt. Die Wolken hängen so tief, dass wir nicht das ganze Gebirgspanorama zu sehen bekommen. Doch für das, was heute morgen auf dem Programm steht, spielt das Wetter eine nicht so zentrale Rolle. Besuchen wir doch eine Forschungsstation der Chinesen, genannt The Great Wall (die Grosse Mauer).

Die chinesische Great Wall Station liegt auf der Fildes Halbinsel auf King George Island. Die King George Island gehört ihrerseits zu den Südshetlandinseln. Und diese sind wiederum Teil des ant-arktischen Kontinents. Die Great Wall Station wurde 1985 gebaut und soll das ganze Jahr über besetzt sein. Im Sommer bestehe das Team in der Regel aus 40 Leuten. Im Winter sollen es nur etwa 14 Personen sein, die hier «forschen». Ich habe forschen ganz bewusst in Anführungs- und Schlusszeichen gesetzt. Denn was viele der Forschungsstationen in der Antarktis unter dem Titel der Forschung betreiben, ist milde ausgedrückt nichts weiter als für ihr Land Anspruch auf einen Teil des antarktischen Kontinents erheben. Und das sind rund 50 grosse Staaten dieser Erde mit einer Population von ungefähr 80% der gesamten Weltbevölkerung. Die Schweiz, wie könnte es anders sein, ist wieder einmal nicht vertreten. Schon zu Zeiten der Seefahrerei, als die Welt er-obert und die Filetstücke verteilt wurden, waren wir Schweizer nicht dabei. Und hier, wo es um jungfräuliches Land und Erforschung der Antarktis geht, schlafen wir Schweizer schon wieder. Dabei soll doch gerade unsere Forschung - zumindest auf einigen Gebieten – zur besten der Welt gehören. Mal schauen, ob sich daran nicht etwas ändern lässt. Um das zu erfahren, musst Du Dich aber durch meine folgenden Berichte kämpfen.

Nun gut, schauen wir uns doch die Forschungsstation der Chinesen an. Sie ist gross, mit vielen roten und auch blauen Gebäuden. Es ist die grösste der vier Stationen, welche die Chinesen in der Antarktis betreiben. Die Great Wall Station soll sehr modern und gemütlich sein und Platz für rund 80 Menschen – genannt Forschern – bieten. Doch mehr als das kleine Museum und der vor sich hin rostende Bagger (s. Foto) interessieren uns nicht. Mir gefällt mehr, wie der junge Larry, der sich auch «Little Man» nennt - ein Inuit-Halbblut aus Alaska – mit seinem mitgebrachten Skatebord am Steg und vor den Häusern der Great Wall, akrobatische Einlagen macht (s. Foto-album).

Nach dem Mittagessen auf der Sea Spirit fahren wir weiter zur Penguin Island. Die 1,6 km lange Insel wurde 1820 als erstes von der Britischen Expedition unter Bransfield gesichtet und von Bransfield «Pinguin-Insel» genannt, wohl nach den vielen Pinguinen, welche er an der Küste ge-sehen hatte. Nebst Pinguinen bestaunen, kann man hier auch eine schöne Vulkanbesteigung machen. Auf einem kleinen Weg geht es den schneefreien Vulkankegel hinauf, bis wir auf einer Höhe von 120 Metern über Meer in einen Krater und einen weiteren Vulkankegel im Krater schauen können. Die Farbe des Vulkans ist rostrot bis dunkelbraun und hebt sich von der schneebedeckten Umgebung herrlich ab. Dann heisst es wieder Abschied nehmen, ins Zodiac steigen und zur Sea Spirit zurückfahren. Wie jeden Abend, gibt es vor dem Abendessen gibt es in der Lounge einen kurzen Tagesrückblick und einen Ausblick darauf, was uns morgen erwartet. Wir hoffen, das Wetter zeige sich morgen wieder von der sonnigeren Seite.

7. Dez, 2016

Aitcho Island - South Shetland Archipel

In der Nacht gehen die Wellen so hoch, dass die Sea Spirit zeitweilig ihre Motoren drosseln musste. Bis zu sechs Meter hoch sollen die Wellen gewesen sein, erklärt uns heute mor-gen Michaela. Doch für ein Schiff wie die Sea Spirit seien solche Wellen weder ausserge-wöhnlich noch besorgniserregend. Moderne Expeditions- und Kreuzfahrtschiffe seien ge-baut um Wellen von zehn bis fünfzehn Metern problemlos auszuhalten, lasse ich mir heute von Crewmitgliedern erklären. Die einzigen wirklich gefährlichen Wellen seien die Monsterwellen, welche sich im Meer spontan bilden, sich über zwanzig Meter hoch auftürmen, überschlagen und so schnell verschwinden, wie sie aufge-taucht sind. Heute nachmittag haben wir es schliesslich geschafft. Wir kommen in ruhigere Ge-wässer. Der bereits zur Antarktis gehörende Archipel der South Shetland Inseln taucht vor uns auf. Um halb elf Uhr hält uns Shally einen Vortrag über die Pinguine dieser Gegend. Sie erklärt uns, die Pinguine seien gerade am Brüten. Mit etwas Glück würden wir Eier, jedoch vermutlich noch kein Junges zu sehen bekommen.

Im kleinen Teil der Antarktis, den wir während rund 12 Tagen bereisen, seien drei Arten von Pinguinen beheimatet, erklärt uns Shally. Der Eselspinguin mit seinem roten Schnabel und dem schwarzweissen Kopf (s. Foto), der Zügelpinguin, der am schwarzen Streifen am Kopf zu erkennen ist, der wie ein Zügel aussieht und ihm den Namen gegeben hat und der Adeliepinguin mit dem ganz schwarzen Kopf und dem weissen Ring um dessen Augen.

Wir haben die Antarctic Convergence, welche auch Polar Front genannt wird, erreicht. Dies ist die Zone, wo die warmen Gewässer des Nordens auf die kalten, salzarmeren der Antarktis treffen. Die kalten Gewässer der Antarktis tauchen unter die warmen des Nordens ab. Dies sei biologisch gesehen der Ort, wo die Antarktis beginne. Und weil sich diese Wassergrenze mit einem Tempe-raturunterschied von 3 Grad laufend verschiebe, verändere sich damit auch die Grösse und Lage der "biologischen" Antarktis, sagt man uns. Spannend! Bis heute glaubte ich, zur Antarktis gehöre nur der eigentliche Kontinent. Dass man dies aus wissenschaftlicher Sicht auch noch anders sehen kann, wusste ich nicht.

Am Morgen war der Himmel noch stärker bedeckt. Je mehr wir uns jedoch unserem Etappenziel Barrientos auf Aitcho Island nähern, desto schöner wird das Wetter. Um 14.00 Uhr heisst es dann zum ersten Mal unsere warmen, roten Parkas, welche alle Gäste beim Einschiffen von der Firma Poseidon geschenkt bekommen haben anziehen; unsere schwarzen wasserabweisenden Hosen, sowie die Schwimmwesten überstreifen und festziehen; in die Zodiac’s, die kleinen Schlauchboo-te, wo etwa 10 bis 12 Passagiere Platz finden, einsteigen und sich an Land fahren lassen.

Es ist fast windstill; in der Ferne tiefverschneite und vergletscherte Berge; das Wetter ist traum-haft schön und die Landschaft grandios. Die Temperaturen sollen etwa bei +4 Grad Celsius liegen. Doch bei dieser intensiven Sonneneinstrahlung fühlt sich das Ganze weit wärmer an. Auf Aitcho treffen wir dann auf grosse Pinguinenkolonien. Es sind dies die Esels- und Zügelpinguine, die hier brüten. Diesen lustigen, an Land etwas unbeholfenen "Watschlern" könnten wir stundenlang zusehen. Diese Pinguine sind wie kleine Clowns. Jeder für sich ist ein oder mehrere Fotos wert. Dementsprechend kommen bei mir bereits heute Nachmittag mehrere hundert Fotos nur von Pinguinen zusammen. Während die einen Eselspinguine am Brüten sind, klauen andere Steine von Nachbars Nest oder streiten mal kurz aber heftig mit dem Nachbarn, um die Grundstücks-grenzen neu abzustecken; putzen sich; schauen uns Besuchern zu oder neugierig in die Linse einer verlassenen, einsamen Kamera (s. Foto).

Am Strand liegen ein paar halbwüchsige See-Elefantenbullen faul herum. Und wenn sie sich be-wegen, dann bloss, um sich kurz mit dem Nachbarn um einen besseren Platz zu streiten. Doch wie bereits auf der Peninsula Valdés bewegen sich die See-Elefanten auch hier in der Regel kaum. Nach rund zwei Stunden staunen, geht es mit den Zodiac’s wieder zurück auf die Sea Spirit zum Abendessen. Die ganze Nacht hindurch bleibt es hell. Wer zum Schlafen Dunkelheit benötigt - so z.B. Marion -, der kommt in der Antarktis in den Sommermonaten nicht darum herum, entweder Storen herunterzulassen oder dunkle Vorhänge zu ziehen.

6. Dez, 2016

Auf hoher See

Von allen Seiten rollen drei bis vier Meter ho-he Wellen gegen die 91 Meter lange Sea Spirit. Am Morgen sagt mir Marion, sie hätte nicht besonders gut geschlafen. Mir selber ging es etwas besser. Habe ich doch fast immer und überall und selbst bei grösserem Lärm einen ganz ordentlichen Schlaf. Doch diese Nacht musste ich in meinem Unterbewusstsein jede Welle gezählt haben. Und das waren deren sehr Viele. Denn nach nahezu neun Stunden «Schlaf» fühle ich alles andere, als ausgeruht. Gleichzeitig macht sich in meiner Magengegend ein flaues Gefühl breit. Was soviel heisst: "Ich bin bestimmt nicht zum Seemann geboren!" Ich brauche festen Boden unter meinen Füssen. Und weil es Marion offenbar ähnlich ergeht, wie mir und wir gerne herzhaft essen, ohne danach das Essen auf dem gleichen Weg wieder zurückzugeben, wie wir es kurz zuvor zu uns genommen haben, probieren wir mal unsere mitgeführten, kaugummiartigen Präparate gegen Seekrankheit aus. Für solche Situationen wurden diese Medikamente ja schliesslich auch geschaffen. Der Pharma sei Dank!

Eigentlich hätten wir Hunger, doch unser erstes Frühstück an Bord will noch nicht so recht hin-unter. Stelle mir vor, dass dies vor ein paar Jährchen auch so gewesen sein könnte. Heute ist mein Geburtstag. Die Jahre zähle ich besser nicht. Dies tun schon andere liebe Leute für mich. Und in einem Jahr kommt sowieso das nächste obendrauf. Also lasse ich es lieber. Um die Spuren meines Alterns feststellen zu können, muss ich nur in den Spiegel schauen. Dafür brauche ich keinen Zählrahmen.

Ich weiss, jetzt denken zu Hause oder irgendwo im fernen Europa sicher ein paar Menschen an mich. Auch dürften in diesem Moment bestimmt einige Gratulationen zu mir unterwegs sein. Doch ich kann diese Gratulationen die nächsten 12 Tage leider nicht entgegennehmen und schon gar nicht darauf reagieren. Denn wir werden in dieser Zeit mehr oder weniger von der Aussen-welt abgeschnitten sein. Wir werden es bestimmt geniessen! Keine  Telefonanrufe, keine schlech-ten Nachrichten im Fernseher anschauen müssen und kein E-Mail-Stress. Stressless, wie man so schön sagt! Telefonieren, mailen oder/und Fotos um die Welt versenden, seien von der Sea Spirit aus über Satellitentelefon zwar möglich, sagt man uns. Doch ein einfacher Text und ein Foto dazu würden uns Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Franken (Euros) kosten, warnt man uns gleichzeitig. Und das ist es uns dann doch nicht wert. Also lassen wir es. Ihr könnt ja meine Berichte und Fotos mit ein paar Tagen Verzögerung immer noch lesen und anschauen.

Wir haben ein echt starkes Expeditionsteam von 15 Mitgliedern auf der Sea Spirit. Expeditionslei-terin Michaela ist Deutsche; Glaziologin Heidi kommt aus Frankreich und Ma, seines Zeichens Ornithologieprofessor, ist Chinese. Dann haben wir noch Jonathan, ein Spanier, der sich u.a. mit der Geschichte der Antarktis befasst. Und dann sind da noch Sana, eine Finnin, Christian ein Deutscher, Shelly von Alaska, Ida, Marta und wie sie alle heissen, die auch noch dazu gehören. Ach ja, den Schiffsfotografen John, möchte ich unbedingt auch noch erwähnen.

Zur Verkürzung der eintausend Kilometer langen Drake Passage sind heute gleich vier Vorträge angesagt. Von Ma hören wir, welche Vögel wir die nächsten zwölf Tage voraussichtlich zu sehen bekommen, beziehungsweise uns auf unserer Überfahrt gerade begleiten. Danach gibt uns Jona-than eine Einführung in die Geschichte der Antarktis. Am Nachmittag spricht John über verschie-dene Grundregeln in der Fotografie. Und kurz danach hält Heidi einen enthusiastischen Vortrag über die Gletscher der Erde und deren Entstehung.

Hast Du gewusst, dass es auf unserem Planeten rund 200'000 Gletscher gibt? Dass alle kontinen-talen Gletscher (ohne das Grönland- und Antarktiseis) nur gerade etwa 7% des Grönlandeises ausmachen? Das Grönlandeis seinerseits höchstens ein Zehntel der antarktischen Eismasse bil-det? Oder das Eis im Herzen der Antarktis eine Dicke von vier Kilometern aufweist? Und der Kontinent Antarktis flächenmässig grösser als Europa oder Australien ist? 

Auf das allgegenwärtige Thema der Erderwärmung bezogen und für mich am Spannendsten fand ich Heidi’s Aussage, dass ein Abschmelzen des Grönlandeises einen Anstieg des Meeresspiegels von fünf bis sechs Metern zur Folge hätte. Und käme auch noch das Eis der Antarktis dazu, dann würde die heutige Welt 60 Meter unter Wasser stehen. Küstenstädte, viele Inseln dieser Erde und Länder wie z.B. Holland wären dann einfach ausradiert. Bei einem solchen Szenario sind Flüchtlingsströme, so wie wir sie heute kennen, lediglich ein Klacks zu dem, was die Menschheit dann erwarten würde. Hoffen wir also, dass es nie zum Abschmelzen unserer Pole kommt.

Für mich komplett unerwartet, formiert sich beim Abendessen plötzlich eine kleine Gruppe von Crewmitgliedern mit Saxaphon, Guitarre und Rhythmusinstrumenten; kommen an meinen Tisch, singen mir ein vielsprachiges Happy Birthday auf englisch, philippinisch, indonesisch und andere mir unbekannten Sprachen und überreichen mir einen Geburtstagskuchen mit einer kleinen, brennenden Kerze darauf. Ist das eine Überraschung! Und die vielen geladenen Gäste, die mich keinen müden Cent gekostet haben, klatschen und singen mit.

So schwankend wie heute bin ich in meinem ganzen Leben noch nie zu Bett gegangen. Nicht einmal nach einer Geburtstagsfeier. Und dabei habe ich nicht einmal viel Alkohol getrunken.

5. Dez, 2016

Aufbruch in die Antarktis

Am 4. Dezember um 10 Uhr checken wir in der Hosteria America aus und lassen uns mit ei-nem Taxi ins Arakur fahren. Dort treffen wir auf die anderen Gäste unserer 13tägigen Antarktisreise.

Ein zweijähriger, grün-grauer Betonklotz, der irgendwie unfertig aussieht, so als ob den Ei-gentümern das Geld zum Fertigstellen aus-gegangen wäre, mit einer geschotterten, bau-stellenartigen Hotelzufahrt, so präsentiert sich dem Gast an seinem ersten Tag der Antarktisreise mit Poseidon das 5-Sterne-Hotel Arakur in Ushuaia (s. Foto). Doch bereits in der Lobby ändert sich dieses Bild schlagartig. Die kühlen Beton-wände wurden mit viel Holz und Stein verkleidet. Die Räume sind hoch und die Fensterfronten riesig. Auf etwa 150 Metern über Meer, an einem Hang etwas ausserhalb von Ushuaia gelegen, hat man vom Arakur aus eine phänomenale Sicht auf den Beagle Kanal und Ushuaia. Hinter und vor sich präsentiert sich die gesamte Bergwelt bis hinüber nach Chile. Wir sind gespannt mit was für Menschen aus welchen Herrenländern wir hier zusammentreffen werden.

So kommt es, wie es kommen musste. Im Arakur lernen wir Shahryar kennen. Shahryar ist in den 80er Jahren zu Studienzwecken aus dem Iran nach Amerika gekommen. Dann hat er sich, wie wohl noch viele Andere, in den Staaten niedergelassen. Seine beiden Brüder und seine Mutter seien ihm in die Staaten gefolgt. Sein Vater habe jedoch bis heute nicht aus dem Iran auswandern dürfen, sagt er uns. Shahryar lebt in der Nähe von New York, ist verheiratet und hat zwei erwach-sene Kinder. Die Kreuzfahrt in die Antarktis macht er mit seinem Freund Das. Dessen Geschichte ist ähnlich, wie jene von Shahryar. Nur, dass Das ein Inder und kein Iraner ist. 

Übrigens: Der Name Antarktika stammt von den griechischen Wörtern «anti» und «arktos» und bedeutet soviel wie «dem Bären gegenüber» - gemeint ist das Sternbild des Grossen Bären im Norden. Die geographische Isolierung bewahrte die Antarktis vor deren Entdeckung durch den Menschen bis ins frühe 19. Jahrhundert. Ihre Existenz wurde jedoch schon lange vor ihrer Ent-deckung vermutet. Griechische Geographen der Antike glaubten, dass es einen südlichen Konti-nent geben müsse, der die arktischen Landmassen im Norden ausgleiche.

Während einzelne Gäste am Morgen des 5. Dezembers noch eine Fahrt in den Tierra del Fuego Nationapark unternehmen, machen wir – Marion, Shahryar und ich - eine zweieinhalb stündige Wanderung in der Nähe unseres Hotels. Shahryar ist ein spassiger Typ und fast gleich alt, wie ich. Wir verstehen uns vom ersten Moment an ausgezeichnet. So, als würden wir uns schon seit Jahren kennen. Ich habe das Gefühl, wir werden die nächsten Tage noch viel Zeit miteinander verbringen.

Gegen 16.00 Uhr holt uns ein Bus beim Arakur ab und fährt uns an den Hafen zum Einschiffen. So eine Kreuzfahrt ist neu für uns. Auch was die ganzen Sicherheitsvorkehrungen an Bord eines Kreuzfahrtschiffes anbetreffen. Um 18.00 h läuft die Sea Spirit aus. Das Wetter ist schön und an-genehm warm und der Beagle Kanal fast so ruhig, wie ein Binnensee. Zwanzig Minuten nach Aus-dürfen alle 110 Gäste aus rund 15 verschiedenen Ländern zu einer Notfallübung antreten.

Danach heisst es schon bald einmal Abendessen. Wir bekommen einen ersten Eindruck davon, was es heisst von acht ausgezeichneten Köchen aus Indien, Guatemala, Philippinen, China und Österreich bekocht zu werden. Diese Bordküche hat auf jeden Fall eine 4-Sterne-Qualität. Um Mitternacht verlässt die Sea Spirit die ruhigen Gewässer des Beagle Kanals und taucht ein in die 1000 Kilometer lange Drake Passage. Die Drake Passage verbindet den amerikanischen und den antarktischen Kontinent miteinander. Mit der Drakepassage kommen auch die Wellen. Dies war einerseits zu erwarten und andererseits wurden wir heute Abend bereits von Michaela, unserer Expe-ditionsleiterin auf der Sea Spirit, darauf vorbereitet.