Cierva Cove und Mikkelsen Harbour
Heute morgen ankert unsere Sea Spirit an der Cierva Cove. Cierva Cove ist eine Bucht an der Westseite der antarktischen Halbinsel, umge-ben von schroffen Felsklippen und dramati-schen Gletschern. Die Bucht ist zugepflastert mit gigantischen Eisbergen (s. Foto). Die meis-ten dieser Eisberge sollen von nahen Glet-schern stammen. Wieder andere würden von den vorherrschenden Westwinden in die Bucht geblasen, sagt uns unser Führer und Zodiac Fahrer Christian. Am Eingang der Bucht liegt die argentinische Station Primavera, welche immer noch ab und zu in Gebrauch ist. Doch sehen tun wir, wie übrigens auf all’ den anderen Stationen (Ausnahme Great Wall) auch hier weit und breit keine Menschenseele. Dafür ist auf jedem Gebäude die blauweisse argentinische Fahne übergross aufgemalt.
Während wir so durch das Eis cruisen, taucht neben uns plötzlich ein gewaltig grosser Seeleopard auf. Zum Fotografieren reicht es nicht. So schnell wie er aufgetaucht ist, verschwindet er wieder im tiefen, dunklen Meer. Christian steuert unser Zodiac gekonnt durchs Packeis, bis der Motor kurz abstirbt und wir fast steckenbleiben. Nach rund zwei Stunden ist auch diese Tour zu Ende. Zum Schluss noch eine einsame Krabbenfresserrobbe ganz alleine auf einer grossen Eisscholle treibend.
Das Wetter ist einmal mehr herrlich und angenehm warm. Wie so oft sind wir auch heute eher zu warm, als zu kalt angezogen. Aus den Klamotten steigen, Mittagessen, kaum ausruhen und schon geht es weiter.
Die Sea Spirit kommt im Mikkelsen Harbour an. Einer 3 km weiten Bucht, welche vom Schweden Nordenskjöld auf seiner Antarktis Expedition 1901 – 1904 entdeckt wurde. Der Hafen soll später von Walfängern benutzt worden sein um ihre Fabrikschiffe zu ankern. Der Hafen ist benannt nach dem norwegischen Walfang-Kapitän Klarius Mikkelsen, welcher, was für die damalige Zeit sehr unüblich war, seine Ehefrau Caroline mitgebracht hat. Am 20. Februar 1935 soll Caroline als erste Frau bei Vestfold Hills Fuss auf antarktischen Boden gesetzt haben.
Mit unseren Zodiacs landen wir auf einer kleinen Insel, genannt D’Hainaut. Diese liegt inmitten der Bucht Mikkelsen Harbour. Nebst einer Eselpinguinenkolonie treffen wir hier auch noch auf eine Nothütte der Argentinier, sowie auf alte Walknochen - stumme Zeugen aus der Zeit des Walfangs des frühen 20. Jahrhunderts. In dieser kalten Gegend, wo etwa Dreiviertel des Jahres Eisschrank- und die andere Zeit mindestens Kühlschranktemperaturen herrschen, schreitet der Verrottungsprozess mangels Bakterien viel viel langsamer voran, als in wärmeren Gegenden unserer Erde. Dies dürfte wohl auch der Grund sein, weshalb diese gewaltigen Walfischknochen auch nach hundert Jahren immer noch in einem sehr guten Zustand sind.
Wegen des idealen und schönen Wetters kommen wir ausser Plan am Abend noch zu einer besonders schönen, zweistündigen Zodiactour. Auf Spret Island ragen Gebirge mit dazwischen steilen Schluchten aus dem Meer. Gebildet vor Millionen von Jahren aus Magma und Lava. Mit unseren Zodiacs fahren wir durch diese engen Schluchten in Höhlen hinein, umrunden gewaltige Eisberge um später irgendwo wieder in eine Höhle ein- und am anderen Ende aufzutauchen. Ich habe längst meine Orientierung verloren. Bin zu sehr mit staunen und fotografieren beschäftigt, während Marion filmt. Wir sind warm angezogen. Es ist 19.00 Uhr; es geht ein leichter Wind und die gefühlten Temperaturen fallen markant.
Das Schöne ist, man kann im Sommer in der Antarktis die ganze Nacht draussen verbringen, ohne dass man irgendwann von einer hereinbrechenden Nacht überrascht wird. Einfach die Vorhänge ziehen, wenn man Dunkel braucht zum Schlafen.