WLAN und Internet funktionieren in unserem Hotel unterschiedlich gut. Mal besser, mal schlechter. Meist aber ziemlich langsam. Und gerade heute, wo ich in unserer Schadensan-gelegenheit dringend
auf ein gutes Internet angewiesen gewesen wäre, kann ich von unse-rem Hotel aus kaum arbeiten.
Ich konnte gerade mal auf die Homepage von atlaschoice.com gehen. Auf deren Seite er-scheint aktuell nur noch eine kurze Mitteilung an die geschädigten Kunden, dass atlaschoice aus finanziellen Gründen keine Autovermittlung mehr macht. Gleichzeitig zeigt die Firma ihren
Kunden einen Weg auf, wie sie wieder zu deren Geld kommen können, das ihnen von der Kreditkarte bereits belastet wurde. Dieser Weg sieht eine Beanstandung bei der Kartenfirma vor.
Wenn wir vom am 5.8. von meiner Kreditkarte bereits abgebuchten Betrag von Fr. 732.00 jemals noch einen Franken sehen wollen, dann muss ich heute alle Hebel in Bewegung setzen und mich mit meiner Kartenfirma in Verbindung setzen. Doch
ich kann Dir sagen, eine Karte sperren oder eine andere Kartenlimite festlegen lassen, sind verglichen mit einer Beanstandung ein Klacks. Wenn Du für eine Beanstandung nicht gleich Dein ganzes Büro mit Telefon, PC und Drucker zur Verfügung
hast, dann bist Du so ziemlich aufgeschmissen.
Also marschiere ich heute morgen von unserem Hotel 1,5 Kilometer ins Dorf; suche mir einen anständigen Internetzugang. Auf dem Plaza vor
der Kirche ist der Zugang kostenlos, erfahre ich von einem Mitarbeiter des Touristenbüros. Doch da sitzen sie überall herum, telefonieren und sind im Internet. Es sind so Viele, dass das WLAN hier noch weit schlechter funktioniert,
als in unserem Hotel. Deshalb suche ich mir ein Internet-Café. Hier gibt es endlich schnellen Zugang zum Internet. Doch die südamerikanische Tastatur ist äusserst gewöhnungsbedürftig, weil ganz anders als unsere.
Keine Umlauttaste und Z und Y sind vertauscht. Abgesehen davon, müsste die mir zur Verfügung stehende Tastatur längst ausgetauscht werden. Der Tastenkontakt ist bei ei-nigen Tasten so schlecht, dass ich mich dauernd vertippe. Nachdem ich mein
Mail an die Kredit-kartenfirma fast beendet habe, sehe ich wie auf dem PC eine Uhr langsam in Richtung Null läuft. Ich frage den Besitzer des Cafés was dies bedeute. Er sagt mir, er mache gleich Mittagspause. Ich könne zwei Stunden später
wiederkommen. Kaum gesagt, ist der Bildschirm schon tot. Für 15 Minuten einen schlecht gewarteten PC verwenden, ohne mein Mail fertigschreiben zu dürfen, auch noch 50 Cents bezahlen zu müssen, ärgern mich. Ich werde aus dem Café
hinauskomple-mentiert. Ich schwöre mir, da gehe ich nie mehr hin.
Also suche ich ein Restaurant auf, welches über WLAN verfügt. Das ist eigentlich nicht so schwer. Wie ich
feststelle, verfügen in San Pedro die meisten Restaurants über passwortgeschütztes WLAN. Beim ersten Restaurant heisst es: Ja, sie hätten WLAN. Dafür müsste ich aber dort zu Mittag essen. Ein Getränk alleine wollten sie mir
nicht geben. Also gehe ich ins nächstbeste Café. Hier klappt Alles. Ein Getränk und ich habe WLAN und schnellen Zugang auf die Homepage der Kartenfirma. Nachdem ich der Firma mein Problem geschrieben hatte, lese ich, die Kartenfirma würde
sich dem Problem annehmen, mir aus Sicherheitsgründen aber nur schriftlich oder tele-fonisch antworten. Nur das hilft mir auch nicht wirklich weiter. Zu lange sind wir noch von zu Hause weg und mein Telefon ist eh meist ausgeschaltet.
Also marschiere ich wieder 1,5 Kilometer zurück ins Hotel. Packe zum ersten Mal mein Handy aus und telefoniere in die Schweiz. Nachdem ich etwa 10 Sicherheitsfragen positiv beantworten konnte,
nimmt sich die nette Dame der Kartenfirma meinem Problem an. Zuerst sagt sie mir, ich hätte meine Beanstandung innerhalb von 30 Tagen seit der Kartenbelastung machen müssen. Nur das ging ja gar nicht, denn zwischen der grundsätzlich korrekten
Kartenbelastung und der Vertrags-Nichterfüllung durch atlaschoice/Europcar liegen 4,5 Monate. Das verstand die Dame am anderen Ende natürlich auch. Sie sagte mir, ihre Firma könne in solchen Fällen Kulanz walten lassen. Was soviel
heisst, wie, meinem Beanstandungsantrag stattgeben und mir das Geld auf meinem Kartenkonto wieder gutschreiben. Das tönt ja schon mal verhalten positiv, denke ich mir. Sie wisse aber nicht, wie die Kartenfirma entscheiden werde, fügt sie gleich noch
hinzu. Für eine Kartensperrung oder sonst ein anderes Anliegen hätte dieser Anruf gereicht. Nicht aber, um eine unberechtigte Abbuchung beanstanden zu wollen.
Um
meine Beanstandung formulieren zu können, musste ich erneut 1,5 Kilometer ins Dorf mar-schieren; den Antrag im Internet auf einem speziellen Formular ausfüllen, das Formular auf mei-nen PC/Laptop herunterladen und es schliesslich auch noch ausdrucken,
unterschreiben und um-gehend mit der Post an die Kartenfirma zustellen. Und jetzt kommt die heikelste Angelegenheit. Ausfüllen und herunterladen ging relativ einfach. Dafür bin ich froh meinen Laptop stets dabei zu haben. Doch wer schleppt nebst
Handy und Laptop auch noch einen Drucker mit sich herum? Das tun vielleicht Versicherungsagenten; Weltreisende, wie wir jedenfalls nicht. Meine Frage, wem kann ich das ausgefüllte und heruntergeladene PDF zum Ausdrucken senden? Bzw. wem kann ich vertrauen?
Denn auf dem Formular habe ich viele heikle Angaben machen müssen, angefangen bei der Kreditkartennummer bis…., welche nicht unbedingt für fremde Augen bestimmt waren.
Also
marschiere ich wieder 1,5 Kilometer zum Hotel zurück. Wohlverstanden immer bei grösster Hitze von über 30 Grad im Schatten, während mein Kopf von der fiebrigen Erkältungsgrippe sich eh schon heiss anfühlte. Dem Einzigen, dem ich
in diesem Moment vertraute, war dem Rezep-tionsangestellten unseres Hotels. Einerseits ist er sehr nett, zeigt sich hilfsbereit und andererseits spricht er auch ein ganz ordentliches Deutsch. Ich erkläre ihm mein Problem. Er sagt mir, ich kön-ne
ihm die Datei zum Ausdrucken senden. Ich versuche es vom Hotel aus. Doch die Internetver-bindung ist in unserem Hotel immer noch ziemlich lausig.
Also was tue ich?
Genau, ich marschiere heute zum 3. Mal die 1,5 Kilometer ins Dorf, setze mich wieder in dieses Café, wo man mich bereits bestens kennt und trinke zum 3. Mal ein Süssgetränk – ungesund, aber was soll’s! Wir hätten heute sowieso
lieber was Anderes getan, als uns mit die-ser Schadensangelegenheit herumzuschlagen. Ich sende das Mail an den Rezeptionisten unseres Hotels, bezahle meine Limonade und marschiere wieder zurück. Langsam aber sicher kenne ich den Weg vom Hotel ins Dorf
und wieder zurück. Im Hotel angekommen, prüft der nette Herr hinter der Theke seine Maileingänge. Nach Längerem teilt er mir mit, er habe das Mail noch nicht erhalten. Das kann doch nicht sein! Was nun? Schliesslich lässt er mich an
seinen PC, damit ich Zugang zu meiner Mailbox aufbauen und ihm die Datei auf seinem PC öffnen kann. Dann druckt er mir das vierseitige Formular aus. Endlich, denke ich mir. Lasse die vier Seiten an der Rezeption gleich auch noch fotokopieren. Der chilenischen
Post vertrauen wir nicht zu 100 Prozent. D.h. wir wollen diese Beanstandung dann auch noch ein paar Tage später von Puerto Montt oder falls nötig von Australien aus absenden.
Auf
die Post gehen, werden wir erst morgen. Ein viertes Mal ins Dorf marschieren, will ich mir heute nicht antun. Warum ich nie das Auto genommen habe? Es gibt in den schmalen Gassen von San Pedro schlicht und einfach keine geeigneten Parkmöglichkeiten. Die
Hoffnung von den Fr. 732.00 doch noch einmal etwas zu sehen, geben wir auf jeden Fall noch nicht ganz auf. Die Dame der Kartenfirma hat uns zumindest ein wenig Hoffnung gemacht.
Am Abend
fahren wir mit unserem Auto noch ins Valle de la Luna (Mondtal), wo wir in einer fantastischen Gebirgs- und Sanddünenlandschaft einen grandiosen Sonnenuntergang erleben (s. Foto) Diese Entspannung habe ich heute unbedingt noch gebraucht.