1. Jan, 2017

Valle de Luna und Valle de Marte

Das Valle de Luna ist für zwei Sachen bekannt. Erstens für die eindrückliche Felsen- und Ge-birgslandschaft mit deren Sanddünen und zweitens für die spektakulären Sonnenunter-gänge, welche die ganze «Mondlandschaft» in unheimlich schöne, goldbraun bis violette Farben taucht. Alleine dieses Valle de Luna soll jährlich mehr als 60'000 Naturbegeisterte anziehen, lese ich heute im Internet. Dieses Valle de Luna haben wir bereits am 29.12. für den Sonnenuntergang kurz besucht.

Heute wollen wir dieses Naturspektakel vom Nachbartal, dem Valle de Marte aus, ansehen. Um 17.00 Uhr brechen wir mit unserem Auto auf. Von unserem Hotel aus sind es bis zum Parkein-gang an der Ruta 27 in Richtung Calama etwa 7 Kilometer (ab Dorfausgang höchstens vier Kilo-meter). Wie überall, wo es in dieser Wüste etwas Spezielles zu sehen gibt, zahlt man Eintritt. So auch hier. Dabei müssen Einheimische klar weniger bezahlen, als Touristen. Während wir fürs Valle de Luna noch umgerechnet Fr. /Euro 10.00 bezahlten, kostet uns das Valle de Marte rund Fr./Euro 4.00. Gut einen Kilometer nach Parkeingang lassen wir unseren PW am Strassenrand stehen. Ist doch die Sandstrasse für normale PW's zwischendurch kaum noch zu befahren. Selbst Geländefahrzeuge tun sich mit der zeitweilig recht tiefen Sandstrasse oft schwer. Also lassen wir unseren Hyundai rechtzeitig stehen und wandern dafür etwas länger. Und zwar rund vier Kilo-meter auf das 2'650 Meter hohe Bergplateau. Die Hitze und der starke Wind, der uns den Sand einem Schneesturm ähnlich ins Gesicht und Augen peitscht, machen uns im oberen Teil der Strecke etwas zu schaffen. Auf dem Plateau angekommen, ist der Spuk dann aber vorbei. Der Ausblick auf die Gebirgslandschaft, das Valle de Marte, die Sanddünen, wo Touristen mit Sand-boards die Hänge herunterfahren und das langgezogene Tal, welches wir hochgewandert sind, ist fantastisch (s. Foto). Kurz vor Sonnenuntergang machen wir uns dann auf unseren Heimweg.

31. Dez, 2016

Laguna Cejar, Oasendorf Toconao und Laguna Chaxa

Es ist schön und heiss. Laut Wetterbericht sollen die Temperaturen in dieser Gegend nicht mehr als 30 Grad betragen. Doch in diesem riesigen Talkessel auf 2'400 Metern über Meer, wo wir heute kaum Wind haben, fühlt sich die Temperatur weit höher, als 30 Grad an. Und am Rande der leuchtend weis-sen Salzlagunen, welche wir heute besuchen, werden Licht und Wärme zusätzlich reflek-tiert. Hier fühlen wir uns wie in einem gut temperierten Backofen.

Mit unserem Auto machen wir uns auf, die Lagunen Cejar und Chaxa, sowie das Oasendorf Toconao zu besuchen. Wir schalten unser TomTom (Autonavigationsgerät) ein, welches wir von zu Hause aus mitgebracht haben. Für diese Tour bräuchten wir das TomTom aber überhaupt nicht. Die Strassen sind weitgehend asphaltiert. Und überall wo es Abzweigungen zu Lagunen oder anderen touristischen Attraktionen gibt, sind Schilder und gut sichtbare Hinweistafeln am Strassenrand aufgestellt. So finden wir die Laguna Cejar, inmitten der grössten Salzpfanne Chiles, dem Salar de Atacama, bestens. Von der asphaltierten Hauptstrasse geht eine Schotter-, Sand- und Salzpiste etwa 10 Kilometer in die Salzpfanne hinein. Bis vor Kurzem durfte man in der La-guna Cejar noch baden, bzw. wie im Toten Meer sich auf die Wasseroberfläche legen. Der Salz-gehalt in der Lagune soll so hoch sein, dass man kaum untergehen könne, erzählt man uns. Die Lagune sei vorübergehend zum Baden gesperrt. Wieso, können wir nicht genau sagen. Jemand sagte uns, wegen krankmachenden Algen im Wasser. Andere liessen durchblicken, wegen unge-bührlichem Verhalten von Badegästen, welche die sensible Vegetation und Fauna gestört hätten. So können wir an den drei kleineren Lagunen nur kurze Spaziergänge machen. Der Eintritt von etwa Fr./Euro 17.00 pro Person ist selbst für chilenische Verhältnisse sehr hoch.  Als Einstieg in die Landschaft der Atacamawüste sind diese Lagunen sehr schön. So sehen wir u.a. eine Eule (s. Fotoalbum), Wasservögel und in der Ferne auch Flamingos. Doch ich bin mir sicher, für das Gebotene würden wir selbst in unserer teuren Schweiz nicht soviel Eintritt bezahlen.

Nach der Laguna Cejar fahren wir zurück auf die Hauptstrasse (Ruta 27) und von dort weiter in Richtung Südosten, bis zum Oasendorf Toconao. Sehenswert ist hier die Plaza mit altem Kirch-turm und einer Kirche, welche sich auf der gegenüberliegenden Strassenseite befindet. Spannend ist, Kirche und Turm stehen voneinander getrennt. Nach Toconao zweigen wir wieder ab auf eine unbefestigte Strasse, hinein in den Salar de Atacama, zur Laguna Chaxa. Mit etwa Fr./Euro 4.00 nimmt sich der Eintritt weit moderater aus, als bei der Laguna Cejar. Abgesehen davon, sieht man hier die Flamingos viel näher, als bei der Laguna Cejar. So eignet sich meiner Meinung nach die Laguna Chaxa für Vogelbeobachtungen bedeutend besser, als die Laguna Cejar. Hier kann ich u.a. auch einen ganzen Schwarm Flamingos beim Formationsfliegen aufnehmen (s. Foto). Mit vielen Eindrücken und Fotos machen wir uns am späten Nachmittag auf den Rückweg nach San Pedro. Wer für die Atacamawüste wenig Zeit eingeplant hat, könnte diesen Ausflug noch in Richtung Socaire verlängern. Wir tun dies nicht. Verbringen wir doch mit 13 Tagen mehr als genügend Zeit um weitere Gegenden der Atacamawüste zu erkunden.

30. Dez, 2016

San Pedro und die Atacamawüste

Nachdem wir uns die letzten beiden Tage mit der leidigen Schadensangelegenheit herum-schlagen mussten, bringen wir heute unser Schreiben auf die Post und hoffen, der Brief erreiche unsere Kartenfirma. Gleichzeitig ma-chen wir uns einen ruhigen Tag und schauen uns San Pedro de Atacama etwas näher an.

San Pedro de Atacama

Das Dorf – besser gesagt, das Zentrum von San Pedro – hat sich seit unserem letzten Besuch vor 14 Jahren kaum verändert. In den Aussenbezirken ist San Pedro jedoch stark gewachsen. Wie wir erfahren, sollen in dieser Oase aktuell etwa 5’600 Menschen leben. Vor 14 Jahren seien es weniger als 2'000 gewesen, sagt man uns. San Pedro liegt auf über 2'400 Metern über Meer in einer langestreckten Talsenke. Dass es sich um eine Senke handelt, wird einem erst so richtig bewusst, wenn man auf der Ruta 27 von Nordwesten (Calama) kommend, am Rande des Valle de la Luna steil ins Tal hinunter nach San Pedro fährt. Im Osten von San Pedro steigt das Tal dann langsam aber stetig wieder in Richtung Anden an.

Wir stehen an der Plaza, direkt vor der Kirche von San Pedro (s. Foto). Ich frage Marion, gibt es hier noch eine zweite Kirche? Denn in meiner Erinnerung habe ich die Kirche von San Pedro in Weiss und nicht in Braun abgespeichert. Des Rätsels Lösung. Der nette Rezeptionsangestellte, der uns gestern mit dem Ausdrucken des Beanstandungsformulars geholfen hatte, erklärt uns, die Kirche von San Pedro sei vor etwa drei Jahren renoviert worden.  Seither sei sie lehmfarben braun. Im Abendlicht würde die Kirche jedoch immer noch weiss leuchten, fügt er an. Irgendwie gefiel mir die leuchtendweisse Kirche besser. Wenn Du im Internet googelst, so findest Du Fotos von derselben Kirche, so wie sie früher weiss gekalkt war. Es soll eine der ältesten Kirchen Chiles sein, sagt man uns. San Pedro war bereits im 16. Jahrhundert eine spanische Verwaltungs- und Kontrollstation. Zu San Pedro de Atacama gehören noch weitere Oasendörfer, wie z.B. Toconao, Socaire, sowie weitere kleinere Siedlungen.

Atacamawüste

Die Atacamawüste befindet sich im Norden Chiles. Sie erstreckt sich vom Ozean bis zum Anden-gebirge, wo sich ein Vulkan an den anderen reiht. Die meisten der Vulkane sind zwischen 5'000 und 6'000 Meter hoch und seit vielen Jahren erloschen. Der wohl bekannteste und so etwas, wie der Hausberg von San Pedro, ist der Licancaburvulkan. Mit einer Höhe von 5'917 Metern kratzt er ganz knapp an der 6'000 Metergrenze. Der Licancabur ist ein wunderschöner Kegelvulkan mit einem Kratersee. Wagemutige könnten dort ein Bad nehmen. Doch zuerst muss man es bis da hoch schaffen. Abgesehen von der Höhe und der dünnen Luft wäre das Besteigen des Licancabur eigentlich keine Hexerei. Aber genau wegen dieser dünnen Luft ist das Besteigen des Licancabur definitiv nichts mehr für mich. Übrigens: Taucher hätten den Kratersee bereits erforscht, er-fahren wir.

Die Atacamawüste gilt als die trockenste Wüste der Welt. Es gäbe Stellen, wo es durchschnittlich pro Jahr nur gerade einen Millimeter Regen gibt. (Googel und Wikipedia sei Dank!).

Dass in dieser unwirtlichen Wüste aber trotzdem etwas wächst und hier Tiere und Menschen leben und überleben können, ist zum einen über- und unterirdischen Bächen und Flusssystemen zu verdanken, welche aus den regenreicheren Gegenden der Anden Wasser in diese Talsenke transportieren und zum anderen dem in den Salzwasserlagunen zutage tretenden Grundwasser. An den tiefsten Stellen des Tals – auf etwa 2'200 bis 2'300 Metern über Meer kann das angesam-melte Wasser nicht mehr abfliessen. Der Grundwasserspiegel des Salar de Atacama mit seinen Lagunen ist letztlich von den Niederschlägen und dem Wasserzufluss aus den Anden abhängig. Und weil die Lagunen weder über Zu- noch Abflüsse verfügen, während das Wasser an der Oberfläche einfach verdunstet, weisen die meisten Lagunen einen relativ hohen Salzgehalt auf – ähnlich dem Totenmeer.

Diese Lagunen und noch viel mehr wollen wir die nächsten Tagen erkunden.

 

 

29. Dez, 2016

Ein Lichtblick am Horizont!

WLAN und Internet funktionieren in unserem Hotel unterschiedlich gut. Mal besser, mal schlechter. Meist aber ziemlich langsam. Und gerade heute, wo ich in unserer Schadensan-gelegenheit dringend auf ein gutes Internet angewiesen gewesen wäre, kann ich von unse-rem Hotel aus kaum arbeiten.

Ich konnte gerade mal auf die Homepage von atlaschoice.com gehen. Auf deren Seite er-scheint aktuell nur noch eine kurze Mitteilung an die geschädigten Kunden, dass atlaschoice aus finanziellen Gründen keine Autovermittlung mehr macht. Gleichzeitig zeigt die Firma ihren Kunden einen Weg auf, wie sie wieder zu deren Geld kommen können, das ihnen von der Kreditkarte bereits belastet wurde. Dieser Weg sieht eine Beanstandung bei der Kartenfirma vor.

Wenn wir vom am 5.8. von meiner Kreditkarte bereits abgebuchten Betrag von Fr. 732.00 jemals noch einen Franken sehen wollen, dann muss ich heute alle Hebel in Bewegung setzen und mich mit meiner Kartenfirma in Verbindung setzen. Doch ich kann Dir sagen, eine Karte sperren oder eine andere Kartenlimite festlegen lassen, sind verglichen mit einer Beanstandung ein Klacks. Wenn Du für eine Beanstandung nicht gleich Dein ganzes Büro mit Telefon, PC und Drucker zur Verfügung hast, dann bist Du so ziemlich aufgeschmissen.

Also marschiere ich heute morgen von unserem Hotel 1,5 Kilometer ins Dorf; suche mir einen anständigen Internetzugang. Auf dem Plaza vor der Kirche ist der Zugang kostenlos, erfahre ich von einem Mitarbeiter des Touristenbüros. Doch da sitzen sie überall herum, telefonieren und sind im Internet. Es sind so Viele, dass das WLAN hier noch weit schlechter funktioniert, als in unserem Hotel. Deshalb suche ich mir ein Internet-Café. Hier gibt es endlich schnellen Zugang zum Internet. Doch die südamerikanische Tastatur ist äusserst gewöhnungsbedürftig, weil ganz anders als unsere. Keine Umlauttaste und Z und Y sind vertauscht. Abgesehen davon, müsste die mir zur Verfügung stehende Tastatur längst ausgetauscht werden. Der Tastenkontakt ist bei ei-nigen Tasten so schlecht, dass ich mich dauernd vertippe. Nachdem ich mein Mail an die Kredit-kartenfirma fast beendet habe, sehe ich wie auf dem PC eine Uhr langsam in Richtung Null läuft. Ich frage den Besitzer des Cafés was dies bedeute. Er sagt mir, er mache gleich Mittagspause. Ich könne zwei Stunden später wiederkommen. Kaum gesagt, ist der Bildschirm schon tot. Für 15 Minuten einen schlecht gewarteten PC verwenden, ohne mein Mail fertigschreiben zu dürfen, auch noch 50 Cents bezahlen zu müssen, ärgern mich. Ich werde aus dem Café hinauskomple-mentiert. Ich schwöre mir, da gehe ich nie mehr hin.

Also suche ich ein Restaurant auf, welches über WLAN verfügt. Das ist eigentlich nicht so schwer. Wie ich feststelle, verfügen in San Pedro die meisten Restaurants über passwortgeschütztes WLAN. Beim ersten Restaurant heisst es: Ja, sie hätten WLAN. Dafür müsste ich aber dort zu Mittag essen. Ein Getränk alleine wollten sie mir nicht geben. Also gehe ich ins nächstbeste Café. Hier klappt Alles. Ein Getränk und ich habe WLAN und schnellen Zugang auf die Homepage der Kartenfirma. Nachdem ich der Firma mein Problem geschrieben hatte, lese ich, die Kartenfirma würde sich dem Problem annehmen, mir aus Sicherheitsgründen aber nur schriftlich oder tele-fonisch antworten. Nur das hilft mir auch nicht wirklich weiter. Zu lange sind wir noch von zu Hause weg und mein Telefon ist eh meist ausgeschaltet.

Also marschiere ich wieder 1,5 Kilometer zurück ins Hotel. Packe zum ersten Mal mein Handy aus und telefoniere in die Schweiz. Nachdem ich etwa 10 Sicherheitsfragen positiv beantworten konnte, nimmt sich die nette Dame der Kartenfirma meinem Problem an. Zuerst sagt sie mir, ich hätte meine Beanstandung innerhalb von 30 Tagen seit der Kartenbelastung machen müssen. Nur das ging ja gar nicht, denn zwischen der grundsätzlich korrekten Kartenbelastung und der Vertrags-Nichterfüllung durch atlaschoice/Europcar liegen 4,5 Monate. Das verstand die Dame am anderen Ende natürlich auch. Sie sagte mir, ihre Firma könne in solchen Fällen Kulanz walten lassen. Was soviel heisst, wie, meinem Beanstandungsantrag stattgeben und mir das Geld auf meinem Kartenkonto wieder gutschreiben. Das tönt ja schon mal verhalten positiv, denke ich mir. Sie wisse aber nicht, wie die Kartenfirma entscheiden werde, fügt sie gleich noch hinzu. Für eine Kartensperrung oder sonst ein anderes Anliegen hätte dieser Anruf gereicht. Nicht aber, um eine unberechtigte Abbuchung beanstanden zu wollen.

Um meine Beanstandung formulieren zu können, musste ich erneut 1,5 Kilometer ins Dorf mar-schieren; den Antrag im Internet auf einem speziellen Formular ausfüllen, das Formular auf mei-nen PC/Laptop herunterladen und es schliesslich auch noch ausdrucken, unterschreiben und um-gehend mit der Post an die Kartenfirma zustellen. Und jetzt kommt die heikelste Angelegenheit. Ausfüllen und herunterladen ging relativ einfach. Dafür bin ich froh meinen Laptop stets dabei zu haben. Doch wer schleppt nebst Handy und Laptop auch noch einen Drucker mit sich herum? Das tun vielleicht Versicherungsagenten; Weltreisende, wie wir jedenfalls nicht. Meine Frage, wem kann ich das ausgefüllte und heruntergeladene PDF zum Ausdrucken senden? Bzw. wem kann ich vertrauen? Denn auf dem Formular habe ich viele heikle Angaben machen müssen, angefangen bei der Kreditkartennummer bis…., welche nicht unbedingt für fremde Augen bestimmt waren.

Also marschiere ich wieder 1,5 Kilometer zum Hotel zurück. Wohlverstanden immer bei grösster Hitze von über 30 Grad im Schatten, während mein Kopf von der fiebrigen Erkältungsgrippe sich eh schon heiss anfühlte. Dem Einzigen, dem ich in diesem Moment vertraute, war dem Rezep-tionsangestellten unseres Hotels. Einerseits ist er sehr nett, zeigt sich hilfsbereit und andererseits spricht er auch ein ganz ordentliches Deutsch. Ich erkläre ihm mein Problem. Er sagt mir, ich kön-ne ihm die Datei zum Ausdrucken senden. Ich versuche es vom Hotel aus. Doch die Internetver-bindung ist in unserem Hotel immer noch ziemlich lausig.

Also was tue ich? Genau, ich marschiere heute zum 3. Mal die 1,5 Kilometer ins Dorf, setze mich wieder in dieses Café, wo man mich bereits bestens kennt und trinke zum 3. Mal ein Süssgetränk – ungesund, aber was soll’s! Wir hätten heute sowieso lieber was Anderes getan, als uns mit die-ser Schadensangelegenheit herumzuschlagen. Ich sende das Mail an den Rezeptionisten unseres Hotels, bezahle meine Limonade und marschiere wieder zurück. Langsam aber sicher kenne ich den Weg vom Hotel ins Dorf und wieder zurück. Im Hotel angekommen, prüft der nette Herr hinter der Theke seine Maileingänge. Nach Längerem teilt er mir mit, er habe das Mail noch nicht erhalten. Das kann doch nicht sein! Was nun? Schliesslich lässt er mich an seinen PC, damit ich Zugang zu meiner Mailbox aufbauen und ihm die Datei auf seinem PC öffnen kann. Dann druckt er mir das vierseitige Formular aus. Endlich, denke ich mir. Lasse die vier Seiten an der Rezeption gleich auch noch fotokopieren. Der chilenischen Post vertrauen wir nicht zu 100 Prozent. D.h. wir wollen diese Beanstandung dann auch noch ein paar Tage später von Puerto Montt oder falls nötig von Australien aus absenden.

Auf die Post gehen, werden wir erst morgen. Ein viertes Mal ins Dorf marschieren, will ich mir heute nicht antun. Warum ich nie das Auto genommen habe? Es gibt in den schmalen Gassen von San Pedro schlicht und einfach keine geeigneten Parkmöglichkeiten. Die Hoffnung von den Fr. 732.00 doch noch einmal etwas zu sehen, geben wir auf jeden Fall noch nicht ganz auf. Die Dame der Kartenfirma hat uns zumindest ein wenig Hoffnung gemacht.

Am Abend fahren wir mit unserem Auto noch ins Valle de la Luna (Mondtal), wo wir in einer fantastischen Gebirgs- und Sanddünenlandschaft einen grandiosen Sonnenuntergang erleben (s. Foto) Diese Entspannung habe ich heute unbedingt noch gebraucht.

28. Dez, 2016

Lange Gesichter!

Die ersten fünfeinhalb Monate unserer Welt-reise lief so ziemlich alles wie am Schnürchen. Eigentlich viel zu gut und viel zu perfekt um wahr zu sein. Ein Jahr lang haben wir geplant und organisiert. Und dies fast bis ins letzte De-tail.  Zehn Reisebüros weltweit haben sich an unserer Reiseplanung beteiligt. Und meinen ganzen Hang zum Perfektionismus habe ich in diese Reise gelegt. Zehn Monate ohne Panne kann es auf so einer Reise doch gar nicht ge-ben. Irgendwann musste doch der Tag kom-men, wo etwas schiefgeht!

Dieser Tag ist gekommen und zwar heute. Wir sind in Chile. Unser Flug von Puerto Montt - mit Zwischenlandung und Umsteigen in Santiago de Chile – nach Calama (Atacamawüste) klappt noch bestens. Auch reist unser Gepäck schön brav mit uns mit. Nach der Ankunft in Calama gehen wir im Flughafengebäude zum Schalter von Europcar. Bereits im Juni 2016 hatten wir über einen Internetvermittler ein Auto bei Europcar vorgebucht. Nun wollen wir unser Auto in Empfang nehmen, so, wie wir dies bereits auf der Peninsula Valdés getan haben.

Wir haben unseren Voucher (Gutschein) von Atlaschoice, diesem Zwischenhändler dabei, der im Internet zwischen Autovermietern und Kunden fungiert. Wir präsentieren diesen Gutschein der Dame am Schalter von Europcar. Diese teilt uns auf spanisch mit, dass sie uns kein Auto geben könne, weil Europcar nicht mehr mit Atlaschoice zusammenarbeite. Ich erkläre ihr, dass wir das Auto bereits bezahlt hätten -  am 5. August über meine Kreditkarte belastet. Daraufhin händigt uns die Dame ein Papier von Atlaschoice aus, auf dem Atlaschoice mit einem gewissen Bedauern in spanischer und englischer Sprache zum Ausdruck bringt, dass das Unternehmen nicht mehr zahlungsfähig sei und es sich gewissermassen in einem Konkursverfahren befände - oder so ähnlich. 

Na wunderbar! War dies soeben die Mitteilung, dass wir gerade Fr. 732.00 in den Sand gesetzt haben? Wie dem auch sei, wir wollen und brauchen für die nächsten 13 Tage ein Auto. Also er-kundigen wir uns bei der netten Damen ob uns Europcar wenigstens ein Auto vermieten könne. Die Antwort ist nein. Alles ausgebucht. Und wie es dann bei den anderen am Flughafen von Calama ansässigen Anbietern wie AVIS, HERTZ etc. aussehen würde, erkundige ich mich bei ihr. Schlecht, meint die Dame. Wir könnten es noch am Schalter nebenan versuchen. Der Autover-mieter heisst FIRST. Noch nie etwas davon gehört.

Ich wusste doch, hier in Calama – irgendwo im Nirgendwo - muss man unbedingt ein Auto im Voraus buchen, will man sicher sein, über einen fahrbaren Untersatz zu verfügen. Es sei denn, es gehe einem wie uns und man falle auf einem "faulen" Vertrag herein. Der Ran auf Autos um die Atacamawüste zu erkunden, ist äusserst gross. Dies wird uns spätestens heute klar. Wir könnten zwar die einhundert Kilometer lange Strecke nach San Pedro de Atacama, wo sich unsere Unterkunft befindet, mit einem Bus oder Taxi zurücklegen. Doch, wenn wir die nächsten 13 Tage etwas unternehmen wollen, dann sind wir ohne eigenes Auto auf die nicht ganz billigen Touranbieter vor Ort angewiesen. Abgesehen davon, sind wir mit einem eigenen fahrbaren Untersatz schon sehr viel flexibler und unabhängiger.

Sollte es also mit einem Mietauto nicht klappen, dann befürchte ich, dass wir diese Nacht in Calama und nicht in unserem vorgebuchten Hotel in San Pedro verbringen werden. Denn es ist bereits 16.00 Uhr. Einen Bus dürften wir kaum noch kriegen und ein Taxi würde uns im Minimum Fr./Euro 80.00 bis 100.00 kosten.

Der Schalter von FIRST ist lange nicht besetzt. Nach rund zwanzig Minuten kommt ein Herr. Er sagt uns, er habe noch Autos. Die erste positive Nachricht, seit wir bei Europcar vorgesprochen haben. Wir buchen einen Hyundai. Eine 5-türige Limousine (s. Foto) für US$ 44.00 pro Tag. Dieses Auto ist erst noch um Einiges billiger, als Jenes, welches wir über Atlaschoice gebucht hatten.

Ich rechne aus, mit den Auslagen für beide Autos zusammen hätten wir uns in Calama vermutlich einen 4x4 Pickup leisten können. Damit wären wir so unabhängig gewesen, dass wir sämtliche Touren in die Wüste alleine machen könnten. Mit dem Hyundai sind wir auf geteerte Strassen oder zumindest auf gute Pisten angewiesen.

Während wir die einhundert Kilometer trockenste und ödeste Gegend zwischen Calama und San Pedro de Atacama zurücklegen – der Hyundai mit 6-Gang-Getriebe läuft super gut – hänge ich so meinen Gedanken nach. Was ist, wenn wir mit Atlaschoice einer Betrugsfirma aufgesessen sind?

Gegen 18.30 Uhr kommen wir in unserem Hotel in San Pedro de Atacama an. Vor 14 Jahren waren wir schon einmal hier und damals waren wir von dieser Wüste so sehr begeistert, dass wir unbedingt nochmals hierher zurückwollten. Auf den ersten Blick macht es den Eindruck, dass in San Pedro de Atacama die Zeit stehengeblieben ist.

Die kommende Nacht schlafe ich nicht wirklich gut. Ich muss morgen im Internet recherchieren was es mit Atlaschoice auf sich hat. Verkaufen die immer noch nichtsahnenden Kunden faule Verträge? Dann werde ich aber umgehend meine Kreditkartenfirma kontaktieren müssen und die Abbuchungen der letzten Monate genau unter die Lupe nehmen. Was im schlimmsten Fall heissen würde, meine Karte sperren lassen. Zudem schlafe ich schlecht, weil bei mir seit gestern eine Erkältungsgrippe im Anzug ist.